Samstag, 1. September 2018

Kampf mit der Installation eines Debian 9 - Erste Niederlage

Ich habe gerade eben die Installation eines Debian 9 erfolgreich beendet. Das war leider nur ein Erfolg bei drei Versuchen. Das finde ich insgesamt so schlecht, dass ich mich entschlossen habe, öffentlich darüber zu klagen. Im Internet, da wo jeder es sehen kann!

Der erste, fehlgeschlagene Versuch diese Woche war die Installation meines neuen Firmennotebooks. Meine Firma hat festgestellt, dass das Notebook, das sie mir zur Verfügung gestellt hat, das Ende seines Support-Lebens erreicht hatte. Und die normale Reaktion einer Bürokratie darauf ist (wie ich mittlerweile gelernt habe):
Schmeiß das alte weg, du bekommst ein neues!
Da das alte Notebook schon an einigen Stellen im Netz nicht mehr so ganz ruckelfrei die Videos anzeigte und eine leicht verklebte Tastatur sowie einen stark verstaubten Bildschirm aufweist, hatte ich keine großen Einwände. Ich durfte sogar mit meinen Kollegen, die in derselben Situation waren, entscheiden, welche Ersatzkomputer wir erwerben sollten. Da wir untereinander Arbeitsplätze tauschen können müssen, konnten wir uns zusammenraufen und haben uns für Dell als neuen Notebook-Lieferanten entschieden: Dell Latitude 7490. Welcher meiner Kollegen da letztlich den Ausschlag gab, kann ich nicht sagen, mir war nur wichtig, dass das neue Gerät mit Linux funktionieren musste. Das Internet konnte da helfen, es gibt Bericht erfolgreicher Installationen von Linux auf diesen Notebooks, also muss es wahr sein und diese Maschinen wurden angeschafft.



Ich hatte allerdings schon vergessen, wie aufwändig vor drei Jahren die Installation eines Linux-Betriebssystemes auf meinem jetzigen Firmennotebook war. Vermutlich werde ich die aktuellen Probleme auch in 5 Jahren verdrängt haben. Es hat mich drei Tage gekostet, auf diese Dell-Maschine ein brauchbares System zu installieren (zugegeben, parallel zur normalen Arbeit). Wie so oft, lag die Ursache der Probleme in meinem Wissensmangel. Wenn man weiß, wie es geht, ist es easy! Die Lernkurve ist leider aber etwas steil. Den größten Teil der Zeit der Installationsversuche habe ich damit verbracht, die installierte SSD-Platte zu suchen.

Das erste System, mit dem ich die Aufgabe angegangen habe, war ein frisches Debian 9. Da das Teil nach dem Booten gleich mal darüber gemeckert hatte, dass keine Netzwerkkarte in dem nagelneuen Notebook vorhanden sei, hat es mich auch nicht überrascht, als das Debian-9-Installationssystem dann auch keine Festplatte fand.

Die Debianistas haben alle Software aus ihren Repositorys geworfen, die nicht ausreichend Open-Source sind. Blöderweise fallen unter anderem fast alle Treiber von Netzwerkkarten darunter. Das führt dazu, dass ein Debian-Standard-Installationssystem ab einem bestimmten Punkt während der Installation die Netzwerkkarte nicht erkennt und somit das Internet ausschaltet (genauer gesagt: gar nicht erst anschaltet). Nach meinem Empfinden müsste man solch ein Verhalten groß auf jeder Seite des Installationprozesses verkünden:
Vorsicht! Wir haben bewusst nur sehr wenige Treiber für die meiste Hardware in die Installation mit aufgenommen, weil das Zeug alles nicht Open-Source ist!
Das tun die Debianistas aber nicht. Den Hinweis auf fehlende Treiber findet man nur nach Googlen, dann aber auf der offiziellen Debian-Seite. Da wird der Sachverhalt erklärt (und verklärt) und wenn man lange genug weiterliest, findet man auch Links zu sogenannten inoffiziellen Installern, wo all die verfemten Closed-Source-Treiber eingebaut sind und man somit keine Überraschungen beim Installieren erlebt. Die Tatsache, dass es so etwas überhaupt gibt, diese Installer mit der bösen Firmware, zeigt, dass bei aller Liebe zu Open-Source und den Prinzipien dahinter, die Erwartung bei Admins überwiegt, bei der Installation keine Überraschungen zu erleben.

Ich habe es also mit den inoffiziellen Installern nochmal versucht, Debian 9 auf dem Notebook zu installieren. Diesmal wurden alle Netzwerkkarten erkannt, die Festplatte aber immer noch nicht .... Tja, Debian! Da ist so was schon möglich. Nicht umsonst bin ich vor einigen Jahren bei der Installation neuer Computer auf Ubuntu umgestiegen, weil Ubuntu viel pragmatischer agiert und dort meistens moderne Hardware so problemlos erkannt wurde, wie es für ein Linux-System möglich ist. Also habe ich die Installation mit einem Kubuntu 18.04 noch mal versucht.

Dabei sind mir zwei USB-Sticks irgendwie kaputt gegangen, ich vermute mal, die mochten es nicht, dass ihnen so oft mit dd hart eine ISO-Datei übergebraten wurde. Nachdem ich also eigentlich unerklärliche Boot-Fehler mit defekten USB-Sticks erklären konnte, gelang es mir dann mit einem funktionsfähigen USB-Stick, den Installationsversuch mit Kubuntu zu starten, der zu meiner großen Überraschung auch daran scheiterte, dass die Festplatte nicht erkannt wurde. Daraufhin habe ich zur letzten Option gegriffen, ein Knoppix auf einen USB-Stick kopiert (den letzten funktionierenden), um damit den Rechner wenigstens zu booten und das System zu untersuchen. Wenn ein Knoppix-Live-System nichts erkennt, dann ist auch nichts drin. Und auch das gute alte Knoppix meinte: Festplatte? njet!

Es musste aber eine Festplatte drin sein! Völlig unvorstellbar, dass ich mit dem Notebook zur IT-Abteilung zurücklaufe und denen vorheule, in ihren Komputern seien keine Festplatten verbaut! Die würden dann irgendeine Windows-Magie wirken und : tralla! die Festplatten wären da. Und jede Reputation eines Linux-Admins in der Firma wäre auf ewig erledigt! Durch mich! Unmöglich!

Also habe ich Tante Google befragt. Und wie üblich, diesmal aber nach ein wenig intensiverer Suche als normal, zeigte Tante Google mir den Weg zur Erleuchtung. Ich bin natürlich nicht der erste Mensch mit dem Problem:Linux erkennt die verfickte Festplatte bei dem blöden Dell Latitude 7490 nicht!. Das Notebook haben auch schon andere Leute gekauft, die darauf Linux installieren wollten. Und siehe da, eine Lösung wurde präsentiert.

Das BIOS dieses Notebooks hat für die eingebaute SSD irgendeine Einstellung mit Raid-Irgendwas. Das hatte ich bei vorherigen Durchsichten der BIOS-Einstellungen ignoriert, da der Rechner nur eine Festplatte hat und irgendwas mit RAID bei nur einer Platte völliger Unsinn ist. Mehr als flüssig: Überflüssig. Es hätte mir allerdings klar sein müssen, dass die Ingenieure bei Dell nichts total überflüssiges in ihr BIOS einbauen, nur um die Buzzword-Affinität ihrer Manager zu befriedigen (Obwohl ich eigentlich genau das dachte. Dilbert ist schließlich eine Dokumentation und kein Cartoon) Offenbar hängt an dieser RAID-Option noch irgendetwas, das von Windows ausgewertet wird, beim Linux-Kernel aber nicht vorhanden ist. Mangels Hardwarekenntnissen sagt mir das alles nichts.

Die Lösung war dann, dass man "einfach" die Storage-Adressierung auf AHCI umstellen musste, dann wurde die Festplatte von jedem Linux auch erkannt! Hurrah!

Oder auch nicht Hurrah. Ich versuchte also wieder die Installation eines "echten Linux", von Debian 9. Nachdem die ganzen Probleme ausgeräumt worden waren, lief die Installation auch bis zum Schluss durch. In annehmbarer Zeit, ca eine Stunde! Blöderweise kam es nach Abschluss der Installation zu Problemen. Ich konnte mich einloggen wie nichts gutes, wenn ich dann in der KDE-Plasma-Oberfläche auf irgendwelche Fensterelemente geklickt habe, passierte gar nichts. Ich konnte kein Fenster schließen, keine Kontrollleiste verschieben und, was am unangenehmsten war, nichts öffnen, was mir den Zugriff auf Programme gab. Kurz: eine wohl gut funktionierende grafische Oberfläche ohne Zugriff auf die einzelnen grafischen Elemente. Da ich dann schon gestrichen die Nase voll hatte, versuchte ich ohne Debuggen gleich eine Neuinstallation mit Kubuntu.

Die Kubuntu-Installation lief durch, alles ließ sich installieren und schon nach insgesamt drei Tagen hatte ich also ein funtionierendes Linux-System auf einem Dell Latitude 7940. Es ist noch nicht abschließend eingerichtet, aber es funktioniert erst mal.

Ich sehe gerade, das war schon ganz schön lang, die Beschreibung, bis jetzt. Fast so lang, wie die Installation. Und es kommt noch was, das ist erst der erste Teil. Ich werde also einen zweiten Teil draus machen.

Freut Euch auf die Fortsetzung!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 

Ihr Browser versucht gerade eine Seite aus dem sogenannten Internet auszudrucken. Das Internet ist ein weltweites Netzwerk von Computern, das den Menschen ganz neue Möglichkeiten der Kommunikation bietet.

Da Politiker im Regelfall von neuen Dingen nichts verstehen, halten wir es für notwendig, sie davor zu schützen. Dies ist im beidseitigen Interesse, da unnötige Angstzustände bei Ihnen verhindert werden, ebenso wie es uns vor profilierungs- und machtsüchtigen Politikern schützt.

Sollten Sie der Meinung sein, dass Sie diese Internetseite dennoch sehen sollten, so können Sie jederzeit durch normalen Gebrauch eines Internetbrowsers darauf zugreifen. Dazu sind aber minimale Computerkenntnisse erforderlich. Sollten Sie diese nicht haben, vergessen Sie einfach dieses Internet und lassen uns in Ruhe.

Die Umgehung dieser Ausdrucksperre ist nach §95a UrhG verboten.

Mehr Informationen unter www.politiker-stopp.de.