Sonntag, 11. Juli 2010

Laurie Anderson, Homeland

Es kommt mir vor, als kenne ich Laurie Anderson schon mein ganzes Leben lang. Gut, jetzt vielleicht nicht wirklich mein gesamtes Leben. Ich glaube, zum ersten mal habe ich von ihr gehört als sie ihren meines Wissens nach einzigen Hit mit der LP Mister Heartbreak gelandet hatte. Das ist schon ca. 30 Jahren her. Und natürlich kenne ich die Frau Laurie Anderson überhaupt nicht, aber über ihre Musik, ihre LPs, CDs, Konzerte und Interviews habe ich doch das Gefühl, ich kennte ein wenig die Person Laurie Anderson.

Die Art ihres nicht-Gesangs, des erzählenden Singens und das komische Instrument - die elektronische Geige - haben mich schon immer äußerst faziniert. Sie erzählt immer Geschichten, the ugly one with the jewels. Diese Geschichten sind manchmal absurd, oft haben sie aber auch einen belehrenden Unterton: Seht her, wie komisch, wie grotesk wir sind. Wegen ihr habe ich Mobi Dick im Original gelesen.

Ich habe tatsächlich mit Laurie Anderson Englisch gelernt, das war etwas, wofür sich das Blättern im Lexikon lohnte. You can be silent in four different languages. Ich war schon immer gefesselt von ihrer Stimme. Das leicht dunkle Timbre passt sehr gut zu ihrer Art und Weise zu erzählen. Ihre Erzählungen sind sehr intensiv, sie ist eine großartige Erzählerin.

Gedichte und Geschichten, die ich als belehrend empfinde, sind mir normalerweise zuwider. Bei Laurie Andersons ist das anders. Sie fällt bei mir in eine ähnliche Kategorie wie Ray Bradbury. Das ist der einzige, dessen Kurzgeschichten ich noch mit Begeisterung lese. Die meisten anderen sind mir zu banal oder zu kurz. Laurie Andersons Geschichten über die Vögel vor der Erschaffung der Welt sind dagegen weder kitschig noch banal sondern überaus poetisch. Und Laurie Anderson ist es früher schon gelungen, mir völlig ungedachte Gedanken in den Kopf zu setzen. Do all oceans have walls?

Homeland ist eine großartige CD von poetischer Kraft. Sie erschließt sich nicht beim ersten Hören, noch nicht einmal beim dritten. Das verspricht aber sehr viel Vergnügen beim weiteren Erforschen der CD. Die beiliegende DVD mit der "Story of the lark" hebe ich mir für schlechte Zeiten auf.

Ich habe das Gefühl, ich kenne Laurie Anderson schon seit ewigen Zeiten. Und jedes mal, wenn ich eine neue CD von ihr finde, ist es, als käme eine alte Bekannte zu Besuch. Bei Kaffee und Kuchen und Wein erzählt sie mir dann an einem Nachmittag, was alles neues sie gesehen und erlebt hat. Und ich freue mich.

Ich wünsche Laurie Anderson noch ein langes Leben und mir noch viele solche Besuche.


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