Samstag, 25. Dezember 2010

Die Bahn ist ein Scheißladen! Eine längere Weihnachtsgeschichte.

Es sollte Weihnachten kommen. Und zu Weihnachten steht der freudig erwartete Besuch bei der Familie an. Um nicht wieder acht Stunden lang im Zug auf dem eigenen Gepäck und dem fremder Leute rumzustehen, zu sitzen und zu liegen, habe ich mich tatsächlich frühzeitig Mitte Oktober aufgemacht, mir eine Zugfahrkarte ins Rheinland zu kaufen zusammen mit einer Platzreservierung. Schließlich bin ich ja nicht so blöde, Weihnachten mit einem Auto 600 km durch den Schnee und den Urlaubsverkehr zu fahren. Das Fest und die Reise sollen ja doch noch etwas Urlaubscharakter haben, bloß keinen Stress. Es war nicht leicht eine Reservierung zu bekommen, die Züge, die mir am besten gepasst hätten, waren schon alle ausgebucht. Aber es gab dann doch noch zwei Verbindungen so um Weihnachten herum, mit denen ich meine Festfahrt gestalten konnte und die kaufte ich für teuer Geld: jeweils 9 Mark pro Reservierung. Die blöde Kuh am Schalter hat mir nach dem Kauf noch eine schöne Fahrt gewünscht, wie es mir im nachhinein vorkommt mit einem ziemlich gehässigen Unterton. Wahrscheinlich wusste sie, was die Bahn für mich geplant hatte.


So nicht, Deutsche Bahn!

Dienstag, 14. Dezember 2010

Politikverständnis

Als ich neulich mal wieder Fernsehnachrichten sah, war ich völlig verblüfft, dass auf einmal Lothar Matthäus aus einem Hubschrauber in Afghanistan ausstieg und dabei sogar eine Brille trug. Mein Mitbewohner belehrte mich dann, das sei gar nicht der Matthäus, sondern nur der Mann der Internetkinderporno-Tante von RTL2. Lothar Matthäus hätte gar keine Brille.

Samstag, 20. November 2010

Adrian Belew Power Trio, live in Berlin im Quasimodo

Es ist fast nicht zu fassen, schon wieder gab es ein großartiges Konzert. Adrian Belew kam gestern am 19.11.2010 mit seinem Power Trio nach Berlin ins Quasimodo. Die Ankündigung dieses Auftritts ist vollkommen untergegangen, es gab keine Hinweise im Radio, keine Plakate in der Stadt, gar nichts und ich hätte ihn völlig verpasst, wenn ich nicht vor einiger Zeit zufällig bei nostalgischem Googeln darauf gestoßen wäre.

Belew kenne ich schon recht lange. Er ist mir zum ersten Mal mit der "Remain in Light" von den Talking Heads aufgefallen, danach bei Tom Tom Club und Laurie Anderson. Am stärksten hat er mich aber mit der 80er-Jahre Neuauflage von King Crimson beeindruckt. Ich kenne dazu noch einige seiner Solo-Alben, wie "Lone Rhinos" oder "Young Lions", "Side One" und andere. Es war also praktisch unvermeidlich, dass ich da hingehe.

Sonntag, 14. November 2010

Krimis von Schweden in Afrika

Wenn ich den Erläuterungen einschlägiger Experten glauben darf, sagen die Krimis eines Landes ja ungeheuer viel über das betreffende Land aus. Was für Leute leben da, wie sehen die ihre Umwelt, welche Sperenzchen treiben sie und was ist ihre Lieblingsspeise bzw. -farbe?

Gerade eben musste ich die 2 aufgezeichneten Episoden eines Herbert (Harald, Henning??) Mankell Krimis "wegschauen". Die letzte Episode war am 12.11. auf der Festplatte meines Fernsehrekorders gelandet und bevor sie lange wertvollen Platz wegnehmen, waren sie und die erste Episode heute fällig. Fazit: kann man löschen, wenn man will schon vor dem Anschauen, hinterher auf jeden Fall.

Krimis von Schweden in Afrika sind wirklich lustig. Europa ist böse und Schweden auch. Schweden ist, wenn man genau hinsieht, sehr körnig und in den meisten Fällen fast Schwarz-Weiß, allerdings schon weit über das Stummfilm-Stadium hinaus. Die Bösen haben alle immer irgendetwas mit dem Ausland zu tun, entweder waren sie perfide Söldner in Afrika oder sie sind so böse wie die perfiden Söldner, die mal in Afrika waren. Dass es kein Stummfilm ist, merkt man daran, dass die Haupfigur - Komissar Wallander - ständig unmotiviert brüllt. Hier ein Beispieldialog:
- Guten Morgen Komissar! Wie geht es dir heute? Gut geschlafen?
- GRUNZ ...
- Wie bitte? Ich hab dich nicht verstanden.
- KANN MAN HIER KEINEN ORDENTLICHEN KAFFE BEKOMMEN IN DIESEM SCHEISSLADEN!! (türenknallen)

Samstag, 6. November 2010

Rainald Grebe wunderbar!

Rainald Grebe ist wieder unterwegs, diesmal mit großem Orchester, mit dem weltberühmten Orchester der Versöhnung. Grebes Kapelle von früher, die ihm so gute Dienste geleistet hatte bei dem Programm "1968", bei "Volksmusik" und vielen anderen, ist gewachsen. Sie wurde erweitert um einen Bassisten, einen Orgelspieler, einen DJ und ein Streichquartett. Der Bassist kann auch Alphorn und Tuba. Aber ansonsten hat sich nicht viel geändert.

Grebe macht die üblichen Mätzchen, wozu er sich manchmal Musiker seines Ensembles ausguckt.
Wussten Sie eigentlich, meine Damen und Herren, dass Bassisten keine hohen Töne vertragen? IIIIIIIIIIII ....
Oder der hier:
Ich bitte um einen leisen Applaus für Helmut. Er ist nämlich sehr schreckhaft.

Auch die Stücke sind nicht schlecht. "Oben" hat mir beispielsweise sehr gut gefallen. Dabei rollt Grebe unaufhörlich mit seinem Klavier-Bürostuhl über die Bühne. Sehr beeindruckend! Grebe beteiligt sein Publikum, was einen angemessen demokratischen Eindruck macht, z.B. beim Handtaschentanz:

Samstag, 23. Oktober 2010

Nostalgisches Googlen

So was gibts. Man hört etwas und denkt sich, das käme einem doch bekannt vor, irgendwoher kenne ich das doch? Und bevor man sichs versieht, hat man mehrere Stunden vor dem Rechner zugebracht und lauter altes Zeug ausgegraben, das eigentlich direkt mit der Initialfrage gar nichts zu tun hatte. So kommt man beispielsweise von iranischen Asylanten in Deutschland, die ihre Heimat vermissen zu Zupfgeigenhansel und Theodor Kramer und dann weiter zu Bernies Autobahnband. 
Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe, aber angeblich hat Deutschland nur 50 der iranischen Asylsuchenden aufgenommen, die es geschafft haben, nach den Unruhen im Iran von dort zu flüchten. Das ist eine unglaubliche Bankrotterklärung dieses Landes. 50, wie erbärmlich! Man sollte allen, die es schaffen von dort zu entkommen, die Möglichkeit geben, hier in Deutschland zu bleiben, zumindest bis sich im Iran etwas ändert. Sie sollten hierbleiben können, um sich selbst etwas aufzubauen oder in ihrer Heimat etwas zu ändern. Man verlässt seine Heimat schließlich nicht so ohne weiteres. 
Das hat mich dann dazu geführt, dass ich früher mal ein Lied von Zupfgeigenhansel gehört hatte, das - zumindest für mich - sehr eindrücklich die Schmerzen der Entscheidung beschreibt, ob man ein Exil der miserablen Heimat vorzieht. Das Original gibts wohl nicht im Netz sondern nur eine, recht akzeptable, nachgespielte Version, die man aber nicht einbetten kann, drum hier nur der Link:


Es ist, zugegeben, etwas  pathetisch, aber mich beeindruckt es auch noch nach so vielen Jahren.

Samstag, 9. Oktober 2010

Four Lions (mit Spoiler)

Der Film ist eine britische Komödie über islamistische Selbstmordattentäter. Das ist weniger grotesk, als es klingt und funktioniert mit typischem, rabenschwarzem, britischen Humor. Humor gegen Terror.

Ein Gruppe von erst 4, dann 5 und dann wieder 4 Moslems in Großbritannien versucht ein Attentat vorzubereiten. Das ist nicht leicht, man muss die Ausführung planen, das Material besorgen und lohnende Ziele finden. Dabei stehen sich die Mitglieder der Gruppe selbst ziemlich im Weg. Der britische Konvertit versucht sich als Chef aufzuspielen, nur um von dem wirklichen Mastermind immer wieder in seine Schranken verwiesen zu werden, was der Konvertit ihm am Ende versucht heimzuzahlen. Die zwei bis drei anderen Mitglieder der Terrorgruppe sind dagegen stumpfe Mitläufer, deren Intelligenz von grenzdebil bis einfach nur dumm reicht. Die Motivation für die Attentate wird nicht ganz klar, deutlich ist nur, dass sie irgendetwas in die Luft jagen müssen. 
"We gonna blow something up, bro!"
"And what?"
"... internet?"
"Wha'?"

Montag, 27. September 2010

Manu Dibango et Le Soul Makossa Gang, Greg Burk and Rakalam Bob Moses

Was es nicht alles gibt! Z.B. gibt es ein
"European Jazz Jamboree Berlin. Berlin meets Africa and the world's most famous drummers".
Das klingt, als wäre es eine perfekte Mischung: Afrikanische Musik und Schlagzeuger, der Welt beste. Heute abend waren folgende dran:
  • Greg Burk and Rakalam Bob Moses
  • Manu Dibango et Le Soul Makossa Gang
Aufmerksam geworden auf das Konzert bin ich nur wegen Manu Dibango. Aber als ich vor dem Konzert meine Eintrittskarte suchte, viel mir dann ein, woher ich den ersten Namen kannte. Anfang der achziger Jahre besaß ich eine fantastische LP: Bob Moses, When Elefants Dream of Music. Bob Moses hatte sich seitdem offenbar noch einen Namen zugelegt: "Rakalam". Dieser Musiker ist mit Sicherheit einer der weltbesten Schlagzeuger, das war also nicht zu viel versprochen.Was soll man dazu sagen? Zufälligerweise habe ich eine Karte für ein Konzert mit zwei meiner Lieblingsmusiker aus der ersten Hälfte der 80er Jahre gekauft!

Wer aber auf die Idee kam, beide direkt nacheinander auftreten zu lassen und das Ganze dann noch "African Dance Night" zu nennen, ist allerdings mit dem Klammerbeutel gepudert gewesen.

Donnerstag, 2. September 2010

Gold! Gold! Überall Gold!

Irgendwo im Süden Neuköllns muss ein riesiger Topf Gold liegen.
Was es da wohl gibt, vielleicht Regenbogenschüsselchen?

Regenbogen in Neukölln


Wie schön, dass weder Buschkowski noch dessen Kumpel Sarrazin davon wissen.

Sonntag, 11. Juli 2010

Laurie Anderson, Homeland

Es kommt mir vor, als kenne ich Laurie Anderson schon mein ganzes Leben lang. Gut, jetzt vielleicht nicht wirklich mein gesamtes Leben. Ich glaube, zum ersten mal habe ich von ihr gehört als sie ihren meines Wissens nach einzigen Hit mit der LP Mister Heartbreak gelandet hatte. Das ist schon ca. 30 Jahren her. Und natürlich kenne ich die Frau Laurie Anderson überhaupt nicht, aber über ihre Musik, ihre LPs, CDs, Konzerte und Interviews habe ich doch das Gefühl, ich kennte ein wenig die Person Laurie Anderson.

Die Art ihres nicht-Gesangs, des erzählenden Singens und das komische Instrument - die elektronische Geige - haben mich schon immer äußerst faziniert. Sie erzählt immer Geschichten, the ugly one with the jewels. Diese Geschichten sind manchmal absurd, oft haben sie aber auch einen belehrenden Unterton: Seht her, wie komisch, wie grotesk wir sind. Wegen ihr habe ich Mobi Dick im Original gelesen.

Ich habe tatsächlich mit Laurie Anderson Englisch gelernt, das war etwas, wofür sich das Blättern im Lexikon lohnte. You can be silent in four different languages. Ich war schon immer gefesselt von ihrer Stimme. Das leicht dunkle Timbre passt sehr gut zu ihrer Art und Weise zu erzählen. Ihre Erzählungen sind sehr intensiv, sie ist eine großartige Erzählerin.

Gedichte und Geschichten, die ich als belehrend empfinde, sind mir normalerweise zuwider. Bei Laurie Andersons ist das anders. Sie fällt bei mir in eine ähnliche Kategorie wie Ray Bradbury. Das ist der einzige, dessen Kurzgeschichten ich noch mit Begeisterung lese. Die meisten anderen sind mir zu banal oder zu kurz. Laurie Andersons Geschichten über die Vögel vor der Erschaffung der Welt sind dagegen weder kitschig noch banal sondern überaus poetisch. Und Laurie Anderson ist es früher schon gelungen, mir völlig ungedachte Gedanken in den Kopf zu setzen. Do all oceans have walls?

Homeland ist eine großartige CD von poetischer Kraft. Sie erschließt sich nicht beim ersten Hören, noch nicht einmal beim dritten. Das verspricht aber sehr viel Vergnügen beim weiteren Erforschen der CD. Die beiliegende DVD mit der "Story of the lark" hebe ich mir für schlechte Zeiten auf.

Ich habe das Gefühl, ich kenne Laurie Anderson schon seit ewigen Zeiten. Und jedes mal, wenn ich eine neue CD von ihr finde, ist es, als käme eine alte Bekannte zu Besuch. Bei Kaffee und Kuchen und Wein erzählt sie mir dann an einem Nachmittag, was alles neues sie gesehen und erlebt hat. Und ich freue mich.

Ich wünsche Laurie Anderson noch ein langes Leben und mir noch viele solche Besuche.

Sonntag, 6. Juni 2010

Fahrradsternfahrt 2010

Nachdem ich sie letztes Jahr für mich erstentdeckt hatte, musste ich dieses Jahr unbedingt wieder mitmachen: bei der Fahrradsternfahrt des ADFC in Berlin zum Umweltfestival der Grünen Liga auf der Straße des 17. Juni vorm Brandenburger Tor.

Die Sternfahrt ist eine genehmigte Demo, bei der über verschiedene Routen - einige sogar von Frankfurt-Oder und Eberswalde - in Schleifen und Spiralen Radfahrer nach Berlin reinfahren mit dem Ziel Brandenburger Tor. Dafür werden demoüblich die Strecken für anderen Verkehr gesperrt. Das ist ein großartiges Gefühl für Fahrrradfahrer. Besonders deswegen, weil die Demoroute über einen Teil der Stadtautobahnen führt




Sonntag, 23. Mai 2010

The Dark Tower, Heptalogie von Stephen King.

Tja, eigentlich hatte ich mir vorgenommen, nicht mehr über Bücher zu nögeln. Wozu auch? Wenn sie gut genug waren zu ende gelesen zu werden, hat man sich das Recht verwirkt, noch über sie zu meckern. Das ist wie, wenn man vorsichtig von einem Joghurt kostet, es dann aufisst und sich, sobald man fertig ist, lauthals beschwert, wie eklig das war.

Oder so, wurde mir mal erzählt.

Klingt irgendwie logisch, aber hier geht es trotzdem nicht anders.

Das sind sieben Bücher von Stephen King. Zähes Zeug. Der Waffenschwinger Roland of Gilead sucht den Dunklen Tum, um die Welt zu retten. Zu diesem Zweck bringt ihn das Schicksal dazu, sich Gefährten aus parallelen Welten herbeizuzaubern, die ihm auf seiner Queste zur Seite stehen. Die Bösen, unter der Führung des purpurfarbenen Königs - the Crimson King -, versuchen den Turm zu vernichten, indem sie dessen Träger zerstören. Roland und seine Gefährten verfolgen den Bösen Mann, löschen Dörfer aus, besiegen jahrtausendealte Roboterarmeen und lösen Rätsel. Dabei bleiben die Hauptfiguren völlig eindimensional: der wortkarge, mürrische Revolverheld, der herzensgute, leicht naive, ehemalige Bösewicht, eine mütterliche Freundin mit Handicap und ein kindlicher Nachwuchsheld. Es hilft auch nicht, dass der Autor alle mit einem Schweren Schicksal versehen hat, an dem alle schwer leiden, aber dennoch bereit sind, das Gute zu tun. Die Figuren sind auf Dauer recht eintönig.

Damit das Ganze dennoch interessant wird, versucht der Autor die Geschichte mit Mystik anzureichern. Zum einen versucht er es mit "mystischer" Sprache. Er erfindet Worte wie "ka", "dinh", "dan-tete" und "ka-tet", die man angeblich nur grob mit "Schicksal", "Boss", "Unhold" und "Team" übersetzen könne. Die Sprache Rolands habe bei diesen Worten so viel tiefere Bedeutungen ... . Lustigerweise gehört zu diesen mystisch aufgeladenen Wörtern auch das schwedische Wort für Schildkröte. Warum, das weiß wohl nur King selbst. Zum anderen deutet er die Existenz einer alten Geschichte an. Roland selbst kommt natürlich aus einer jahrtausendealten Familie von Weltenrettern, mit mythischen Waffen. Seine Sechsschüsser sollen aus dem Schwert des Stammvaters der Familie gemacht worden sein - Arthur Eld. Es wirkt insgesamt sehr künstlich, gekünstelt und unzusammenhängend.

Es gibt jede Menge Intermezzi. Eines hat fast die Länge eines der Bücher. Jede Nebenfigur wird mit Vor-, Neben- und Nachgeschichte ausführlich vorgestellt. Dadurch wird die Erzählung ständig unterbrochen. Neben den Guten, die King zum Teil aus seinen anderen Büchern entliehen hat, tauchen auch die Figuren auf, die man in Kings Büchern erwartet. Sehr beliebt sind Vampire: erster, zweiter und dritter Ordnung, käferartige Lachvampire und Uraltvampire, die in dekadenten Festmahlen knusprig gebratene Säuglinge essen - wohl von King als Symbol des wahren Bösen gemeint. Aber es gibt auch Tiermenschen, die gerne Pickel essen, Telepathen und intelligente, manchmal sprechende Waschbärhunde. Dazu hat er sich dann auch selbst in die Geschichte hineingeschrieben. Kings Fans dürfte das begeistern, auf mich wirkte es nur wie ein selbstreferentielles "fishing for compliments"; ein bißchen peinlich.

Stephen King schreibt, er habe um die 30 Jahre lang an den Büchern geschrieben. Und das merkt man, die Geschichte zieht sich endlos. Er schreibt auch in einem der Vorworte, er sei inspiriert worden vom Herrn der Ringe und wollte ein vergleichbares Epos schaffen, angelehnt an die fiktiven Geschichten der großen Italo-Western. Das ist ihm nicht gelungen. Zu Anfang ist es noch neu und recht interessant, das verliert sich aber im Verlauf der Geschichte. Je mehr man liest, desto stärker wünscht man sich, es möge endlich aufhören. Die Erzählung ist zu sehr zerfasert, zu lang, zu flach, kurz: zu banal. Kings Fans dürfte sie trotzdem begeistern, schließlich enthält sie alles, was man von einer seiner Geschichten erwarten kann. Normale Menschen sollten sich alle sieben Bände ausleihen und sie sorgsam lesen. Danach will man dann nie wieder etwa von Stephen King sehen; sozusagen als dauerhafte Anti-King-Imprägnierung.

Bloß nicht kaufen, bestenfalls ausleihen. Wozu gibts schließlich Bibliotheken?

Samstag, 1. Mai 2010

Berlin, 1. Mai Zweitausendundzehn

Randalierende Hubschrauber am rechtefreien samstagabendlichen berliner Nachthimmel (Symbolfoto)Der erste Mai ist ein schlimmer Tag, ein rechtsfreier Tag. Über dem Haus, in dem ich wohne, gibt es die gefürchtete Randale, die prophezeite Randale. Über meinem Haus randalieren Hubschrauber. Schlimm ist das, dieser rechtsfreie Raum am samstagabendlichen berliner Himmel. Ich werde wohl nicht schlafen können. Vielleicht drehe ich die Musik etwas lauter und warte auf die Polizei?

Aber nein, wahrscheinlich werden nur zuerst meine Nachbarn anklopfen und mich freundlich bitten, die Musik etwas leiser zu machen. Soziales Pack, das!

Heute mittag musste ich im Radio die furchtbare Nachricht mitanhören, es sei gestern in der Walpugisnacht nichts passiert. Die Polizei habe nur sieben Leute festnehmen können. Das ist nicht gut. Die Polizisten kamen mit Sicherheit nicht auf ihre Kosten und es wird doch wohl noch mehr als nur sieben rechtefreie Räumer in Berlin geben? Die laufen jetzt alle noch herum. Und fliegen illegalerweise abends in Berlin Hubschrauber. Sodass ich nicht schlafen kann. Ich muss Alkohol trinken, viel Alkohol. Und Musik, ich brauche viel laute Musik.

Was? Ach ja, die Nachbarn. Verdammt!

Der erste Mai in Berlin ist furchtbar. Die Jungs, die beruflich das staatliche Recht gepachtet haben, liegen ganz richtig. Und Nazidemos muss man unbedingt beschützen. Mit Hubschraubern und Tausendschaften. Wer weiß, wie viele Verfassungsschützer sonst zu Schaden kämen?

Wie sagt der berühmte Philosoph Rainald Grebe so treffend?

"NPD ,.. Ohne Verfassungsschutz wärt ihr doch nur zu dritt!"

Da ist er wieder, der Hubschrauber! Ich muss Schluss machen, sie kommen, sie kommen ....

Mittwoch, 31. März 2010

Sonntag, 21. März 2010

Hurrah, wieder 20 Mark gespart

Ich habe eben den letzten Star-Treck-Film gesehen und finde, die Geschichte war auch für Raumschiff Enterprise sehr weit hergeholt. Mit dem Film wurde eine logische Zeitschleife geschaffen, die alle alten Geschichten entwertet. Wie kann es zu den tränenrührenden Szenen der alten Filme kommen, in denen Spock seiner Mutter gegenübersteht, wenn sie kurz nach Beginn seiner Karriere in der Sternenflotte auf Vulkan stirbt? Und wie können all die Szenen auf Vulkan passiert sein, wie der Kampf um die Frau Spocks oder die Landung nach der Rettung Spocks, wenn der Planet vor Beginn der Karriere Kapitän Kirks von einem Schwarzen Loch verschluckt wird?

Man muss kein fanatischer Trekkie sein, um sich darüber zu ärgern, wie die Filmemacher mit der vorangegangenen Geschichte der Serie umgegangen sind: sie haben sie vollkommen ignoriert. Es ist natürlich extrem schwer, in einem so ausgeklügelten Erzählraum wie der Saga um die Enterprise eine Lücke zu finden, in die man noch eine weitere Geschichte hineinbauen kann. Was die Macher dieses Films aber getan haben, war, einzelne Elemente der alten Geschichten zu nehmen und mit etwas Mystik neu zusammenzuwürfeln. Ein paar neue dramatische Wendungen wurden eingebaut, etwas Sex angedeutet und schon war der Kassenschlager fertig.

Insgesamt ähnelt die Machart dieses Films und die Lieblosigkeit, mit der die bisherigen Geschichten darin verwurstet wurden, der Kompostierung der Alien-Filme. Der Film ist ungefähr so, als nähme man die Figuren um Donald Duck und steckte sie in eine Die-Hard-Geschichte bei der am Ende Entenhausen explodiert.

Ich bin froh, dafür nicht 20 DM im Kino gezahlt zu haben.

Mittwoch, 17. März 2010

Was klingelt und kommt von oben?

Radfahren ist in dieser Stadt relativ leicht. Es gibt keine Berge, die Straßen sind breit und bis man die Grund- und Endmoränen hier für gebirgige Hindernisse hält, muss man schon einige Zeit hier wohnen. Die Geografie spricht also dafür, hier Rad zu fahren, die Lage der Radwege macht es dagegen schwierig. Einige der Straßen sind mit Radwegen ausgestattet, manchmal werden die Radfahrer rechts an den parkenden Autos vorbeigeleitet, meistens müssen sie sich links von ihnen durch den Verkehr mogeln. Die breiten Bürgersteige haben die Stadtplaner dazu gebracht, die Radwege in vielen Fällen ebendorthin zu verlegen. Aus diesen verschiedenen Wegetopografien ergeben sich unterschiedliche Gefahrensituationen für einen Radfahrer.

Wenn man auf den Straßen mitfahren muss, besteht die größte Gefahr darin, dass ein Autofahrer plötzlich die Tür öffnet und den Radfahrer mit verblüfftem Gesicht ansieht, darauf wartend, dass der ihm entweder in die Tür und sein Gesicht knallt oder bei dem Versuch nach links auszuweichen elegant von dem nächsten PKW erlegt wird. Auch gerne gesehen wird das Überholen des Radfahrers kurz bevor das Auto rechts abbiegt. Da ist man als Fahrradfahrer gut beraten, eine Federgabel am Vorderrad zu haben, die den Schwung so weit abfängt, dass man nicht direkt vorneüber fällt beim Bremsen. Sobald es dunkel wird, machen diese Übungen dem Autoverkehr offenbar nochmal so viel Spaß.

Wird man rechts an den parkenden Autos vorbeigeleitet, besteht wieder die akute Gefahr, dass ein Autoinsasse aussteigen will. Beifahrer oder Mitfahrer auf dem Rücksitz eines Wagens sehen sich niemals um, bevor sie aussteigen, wozu auch? Solche Radwege sind oft so breit, dass man sie vollkommen absperren kann, indem man bei einem parkenden Auto die Beifahrertür öffnet. Meist werden diese Radwege noch auf der rechten Seite von einem Bordstein begrenzt oder einem Grünstreifen aus Bäumen und Dornengestrüpp. Nach rechts auszuweichen ist dann unmöglich und man fährt am besten so, dass man innerhalb eines Meters zum Stehen kommen kann. Diese Radwege teilen sich eine weitere Gefahr mit den Radwegen, die auf Bürgersteigen angelegt wurden.

Bürger sind die wichtigsten Personen in einer Stadt. Ohne Bürger keine Stadt. Ihr Vorrecht ist es, auf extra für sie angelegten, breiten, bequemen Steigen durch die Stadt zu flanieren. Und es ist nur verständlich, dass Bürger sehr ungehalten reagieren, wenn rüpelhafte Radfahrer versuchen, ihnen diese Wege streitig zu machen. Jetzt hat aber jemand die Stadtplaner dazu gebracht, auf vielen dieser Bürgersteige einen ca. 1,5 Meter breiten Streifen zu markieren (meistens in Rot mit weißen Rändern) und ihn somit als Radweg auszuweisen. Das ist natürlich für Bürger nicht direkt ersichtlich und somit ergibt sich für den Radverkehr daraus eine Gefahr, die auch bei der vorgenannten Art Radwege auftritt. Der Bürger freut sich über die Streifen, hält sie für Richtungsweiser und wandelt selbstvergessen wie automatisch geleitet auf ihnen herum. Wenn ein Radfahrer einen Bürger auf einem Steig irgendwie unentschlossen dahingehen sieht, so muss der Radfahrer damit rechnen, dass dieser Bürger spontan mit einem Satz auf den markierten Radweg springt und dann dort zielsicher einherschreitet, sobald man sich seiner Position genähert hat. Auch hier sind wieder gute Bremsen und eine Federgabel von Nutzen. Eltern lassen ihre Kinder gerne auf den roten Markierungen spielen, offenbar sind diese sehr vertrauenerweckend. Vielleicht liegt das daran, dass Kinder auf dem roten Untergrund gut auffallen und Eltern somit ihren Nachwuchs fast automatisch im Auge behalten. Daraus ergibt sich eine weitere Gefahr für den Radverkehr auf Bügersteigen. Ist man aus egal welchen Gründen als Radfahrer gezwungen, den markierten Streifen zu verlassen und den puren Bürgersteig zu befahren, so kommt es zu spontanen Autodafés durch die Bürger. Eltern kreischen und greifen zu allen ihnen zugänglichen Waffen, Hunde und auch Polizisten werden gehetzt auf den so marodierenden Radfahrer. Kleine Häuflein kalzinierter Knochen und Asche, die später auf die Radwege zurück geschoben werden, geben Zeugnis von solchen Vorkommnissen. In diese Häuflein sind oft noch Scherben untergemischt, als Mahnung und Lehre für die Radfahrer.

Es gibt aber Bürgersteigbenutzer, über die man nicht so hart urteilen darf, da sie aus Regionen stammen, in denen das Phänomen eines Radweges vollkommen unbekannt ist. Dabei handelt es sich um Touristen, die besonders gerne den Komfort der roten Streifen mit weißen Rändern nutzen, um durch die Stadt zu navigieren. Auf solch einem markierten Steifen kann man tatsächlich sich die gesamte Umgebung ansehend einherwandeln, ohne bewusst auf den Weg achten zu müssen; der Streifen leitet sie einfach weiter. Auf dem 20 Meter breiten Bügersteig daneben verliefe man sich nur. Dass solchen Menschen in Panik verfallen, wenn sie eine Fahrradklingel hören, ist verständlich und sollte beim Radfahren immer bedacht werden. Wenn ein Radfahrer die Klingel vor Touristen betätigt, beschwört er damit unvorhersehbares, chaotisches Verhalten herauf. Die Touristen können stehenbleiben, beiseitespringen, ohne zu schauen nach hinten hüpfen, sich mit ausgebreiteten Armen im Kreis drehen oder gar mit Koffern um sich werfen und umfallen. Sinnvoll ist es in einem solchen Fall, still und leise auf dem Bürgersteig an den Touristen vorbei zu huschen, allerdings nur nachdem man sich versichert hat, dass keine Bürger mit Heugabeln, Fackeln, Hunden und Polizisten in Sichtweite sind.

Die bemerkenswerteste Reaktion, die ich je mit einer Radklingel hervorgerufen habe, war im letzten Jahr bei einer asiatischen Familie. Auf einem Radweg entlang der Kurfürstenstraße, spazierten Mann, Frau und jugendliche Tochter fröhlich zusammen einen Stadtplan studierend dahin. Als ich mich ihnen von hinten näherte und klingelte, blieben alle drei stehen und schauten suchend in unterschiedliche Richtungen nach oben. Seitdem frage ich mich, in welchem asiatischen Land gibt es etwas, das klingelt und kommt von oben?

Montag, 8. März 2010

Gottschalk, die Klonin und Haribo

Und wieder ist die Radiowerbung schuld. Ich musste mir in den letzten Tagen frühmorgens öfters anhören, wie Thomas Gottschalk und ein Dunja-Rajter-Klon (Klonin ?) Werbefloskeln für Haribo abgeben. Haribo versucht offenbar zur Zeit gute Taten zu vollbringen und schickt zu diesem Zweck zwei altbewährte Show-Biz Hasen ins Gefecht. Haribo wolle für irgendeinen guten Zweck Geld spenden, sagen sie, aber nur soviel, wie die Haribo-Kunden selber zusammenbekämen. Zu diesem Zweck verprechen Gottschalk und Rajter, dass von jedem gekauften Paket Haribo-Zeug ein Cent für diese Gute Sache verwendet würde. Die so gesammelte Summe würde dann am Ende von Haribo verdoppelt. Und damit die Leute auch kaufen, ruft Gottschalk die Radiozuhörer dazu auf, "die eine Million vollzumachen".

Das klingt erst einmal gar nicht so übel. Die tun was! Auch der deutsche Mittelstand bringt sich ein! Westerwelle hat recht, das sind ja nicht nur gierige Geier, unsere Unternehmer. Ist ja schließlich viel Geld so eine Million; zwar nicht mehr das, was es mal war, aber nicht zu verachten. Und das ist wahrscheinlich sogar mehr Geld, als Haribo für diesen Werbespot mit dem Engagement von Thomas Gottschalk und dem Dunja-Rajter-Klon ausgegeben hat. Wir alle können uns an diesem guten Werk beteiligen, mit nur einem Cent!

Da mich aber Radiowerbung ärgert und besonders frühmorgens, ging ich nach ein paar dieser Spots davon aus, dass mit dieser demonstrativen Karitas von Haribo etwas nicht stimmen kann.

Wenn man mal von der von Gottschalk erwähnten Million ausgeht, die am Ende dabei rumkommen soll, dann soll die zur Hälfte aus der Tasche Haribos stammen, zur anderen Hälfte von den Kunden mit dem Kauf von Haribo-Zeug zu jeweils einem Cent pro Kauf erwirtschaftet werden. Um mit einem Cent pro Kauf auf 500.000 € zu kommen, müssen also wieviel Einheiten Haribo-Gemisch über die Ladentheken gehen?

Na?!

Richtig: 50.000.000. Es müssen fünfzig Millionen Tüten Haribo-Irgendwas verkauft werden, damit die so erzielten Cents zusammen 500.000 € ergeben. Das klingt doch richtig viel! Ich habe keine Ahnung wieviel Haribo sonst so verkauft, aber 50.000.000 Tüten Weingummi oder Colorado muss man erst mal essen. Wenn man dann weiterrechnet, stellt sich heraus, dass es Haribo schon interessieren könnte, 50.000.000 Tüten zu verkaufen. Eine Tüte Weingummi kostet ca. 90 Cent. Angenommen so eine Tüte kostet 10 Cent in der Herstellung und 50 Cent blieben beim Handel, dann verdient Haribo 30 Cent pro Tüte. Das macht dann 15.000.000 €, die durch diese Kampagne zusätzlich in die Geldtresore von Haribo gespült werden. Abzüglich natürlich der 500.000 €, die Haribo so großzügig auf das Geld der Kunden drauflegt bleiben also 14,5 Mio. €.

Mit einer Spende von 500.000 € plant Haribo also 14,5 Millionen € zu erwirtschaften. Wobei natürlich klar ist, dass Haribos vermeintlich Spende nicht von Haribo stammt, sondern auch von den Geldern der Kunden.

Es ist also keine gute Tat im eigentlichen Sinne, sondern nur eine für Haribo. Nichts mit Karitas sondern einfach reine, pure, FDP-mäßige Gier für die Haribo die Hilfsbereitschaft anderer Menschen instrumentalisiert. Und diese Instrumentalisierung wird durchgeführt mit den Stimmen von Thomas Gottschalk und der Dunja-Rajter-Klonin.

Das hat Dunja Rajter nun wirklich nicht verdient. Gottschalk aber wahrscheinlich schon.

Sonntag, 14. Februar 2010

Sind wir reif für neue Radiowerbung?

Der Umzug ist glücklich erledigt, das Internet ist auch wieder repariert und nun steht dem wilden Veröffentlichen nichts mehr im Wege.

Werbung wurde hier in der Beschreibung erwähnt, nicht etwa weil ich gerne würbe, sondern weil Werbung etwas ist, das ich nicht meiden kann. Man kann ihr nicht aus dem Weg gehen, nicht wirklich wegsehen und noch viel weniger weghören. Ich wünschte mir manchmal, ich hätte zuklappbare Ohren, die mir hülfen, der Radiowerbung zu entgehen. So müsste ich eigentlich eilends zum Radio sprinten, es während der Werbung leiser drehen und dann wieder lauter machen, sobald die Gefahr vorüber ist. Das schaffe ich natürlich nicht oder wenn ich es schaffe, dann stelle ich es zu spät oder zu früh wieder laut. Bei zu spät sind die Nachrichten vorbei und zu früh macht die gesamte Übung vergeblich. So kommt es, dass ich dann tatsächlich Radiowerbung höre und darauf verzichte, alle 25 Minuten zwischen meinen Radios hin und her zu sprinten. Aus Rache für diese eigentlich unzumutbare Belästigung durch die Koksnasen, merke ich mir dafür bestimmte Werbeteile besonders um dann später auf keinen Fall das beworbene Produkt zu kaufen, zu benutzen, zu besuchen oder sonstwie damit zu tun zu bekommen.

Die letzte Werbung, die mir auf diese Weise im Gedächtnis blieb, war eine Werbung für "Welt kompakt". Eine Frauenstimme, etwas piepsig und leicht heiser, wie aus einem Bohlen-Casting, erzählt in einem betroffenen Tonfall irgendwelche vermeintlichen Wahrheiten. Der Tonfall soll wahrscheinlich Bedeutungsschwere suggerieren. Diese Suggestion ist nötig, denn die gesprochenen Texte selber ergeben nicht viel Sinn für die Allgemeinheit. Da wird z.B. behauptet, "wir" hätten so viele Freunde online, dass "wir" ein neues Wort für die "richtigen" bräuchten. Soweit ich das in meinem Umfeld beobachten kann, fällt von meinen Bekannten niemand unter dieses "wir". Mit "wir" können die Marketing-Koksnasen eigentlich nur sich selbst meinen. Dafür spricht auch ein anderer Text, in dem sie behaupten, "wir" - also eigentlich sie - telefonierten mit unseren - also dann ihren - Müttern und checkten dabei gleichzeitig E-Mails. Das mag zwar ein wenig unhöflich sein, wenn sie es denn tun, aber es rechtfertigt meiner Meinung nach auf keinen Fall den anklagenden Tonfall des Vortrags. Ebenfalls völlig neben dem Thema angeklagt wird die vermeintliche Verfehlung, dass "wir" unsere Lieblinge bei Facebook anmeldeten. Das habe ich zwar nur als Fußabtreter in der U-Bahn gesehen, hätte gesprochen aber mit Sicherheit auch diesen weinerlichen Tonfall. Da stellt sich mir die Frage, wer macht so etwas? Ich nicht und keiner der Menschen, die ich näher kenne. Wozu auch, die Viecher würden sich beim Einloggen ja doch immer nur vertippen.

Wer hält solche Dinge für so verwerflich, dass ihm dazu nur eine Lösung einfällt? Die Lösung ergibt sich aus dem weiteren Text der Werbung. Zuerst fragt die weinerliche Frauenstimme noch, ob "wir" - also wieder eigentlich sie - reif für eine neue Zeitung seien, dann erklingt wie aus dem Off eine markante, recht tiefe Stimme mit dem Duktus eines Predigers, die den Satz äußert: "Welt kompakt! Kurz, anders, gedruckt!" Das einzige, das Springer-Presse und Internet gemeinsam haben, ist ja, dass die Springer-Presse das Internet verbieten lassen will, weil das in seiner Gratis-Kultur immer bei der Springer-Presse klaute. Deswegen is z.B. die Seite des hamburger Abendblattes mittlerweile für normale Internetnutzer mit Gratis-Klau-Drang kostenpflichtig, für den Googlebot hingegen kostenlos einsehbar. Aber ansonsten? Was haben weinerlich vorgetragene Phrasen über das Internet mit einer schlechten Zeitung zu tun? Und warum müssen sich die Koksnasen daran erinnern, dass eine Zeitung gedruckt ist? Sie versprechen immerhin, die Zeitung sei kurz, aber ich schätze für mich wäre sie immer noch viel zu lang. Da lese ich lieber Bölls "Verlorene Ehre der Katharina Blum".

Wie üblich machen die Koksnasen mit dieser Kampagne nicht wirklich Werbung für eine Zeitung, sondern reden mehr von sich selbst. Sie verachten ihre Mütter, können nicht mit ihren Haustieren umgehen, wissen nicht mehr, was Freunde sind und fühlen sich offenbar völlig von der Moderne überfordert. Diese Dämonisierung von Mails und Internet passt dann aber nicht recht dazu, dass sie sich besonders hervorheben müssen, eine Zeitung sei gedruckt. Oder zumindest diese Zeitung sei gedruckt. Wahrscheinlich lesen sie selbst nur noch ihre I-Phone-Äpps, sodass etwas gedrucktes für sie ein echtes Alleinstellungsmerkmal ist. Leider kann ich dieses Produkt nicht weiter boykottieren, weniger als nie Springer-Presse zu lesen ist nicht möglich.

Die Welt ist größer als das und man kann in ihr prima Fisch einwickeln.

PS: Ach ja, um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: "Wir" - also eigentlich sie - sind definitiv reif für neue Radiowerbung. Als Strafe, 24 Stunden am Tag, festgekettet an ihren Stühlen, ohne zuklappbare Ohren.

Sonntag, 10. Januar 2010

The Honeymoon Killers: "Les Tueurs de la Lune de Miel"

Ich musste umziehen, meine alte Wohnung wurde definitiv zu klein, kein Platz mehr für Bücher, Musik oder gar neue technische Spielzeuge. Der Umzug war aufwendig. Die gemessenen 40 Regalmeter Bücher entpuppten sich als trügerisch, da die Bücher dort teils quer gestapelt waren, teils in 2 bis 3 Reihen standen. Auch die CDs, die Musik, waren nicht das, was sie mir während der Planung erschienen. Waren bei der Planungsphase nur 2 CD-Ständer und ein ca. 80 cm breites Regalbrett als Aufbewahrungsort der CDs direkt sichtbar, stellte sich beim Einpacken aber heraus, dass es noch zahlreiche Depots gab, die sich dem offenen Blick entzogen hatten. Kurz gesagt, war es ungefähr die 3-fache Menge als geplant, die in den Kisten verstaut werden musste. Und da viele CDs sich versteckt gelagert hatten, war es kein Wunder, dass ich beim Einpacken auf Exemplare stieß, mit denen ich nie gerechnet hätte. So gab es zwei mal von Eric Marchand & Les Balkaniks "Pruna". Ich kann mich daran erinnern eine CD einmal nach langem Suchen bei Dussmann gefunden zu haben, aber wo die andere herkommt, will mir partout nicht einfallen. Die hat mir mit Sicherheit niemand geschenkt, diese Musik kennt niemand und würde auch niemand mögen.

Beim Einpacken meiner LPs sind ein paar alte, mir früher sehr teure LPs zum Vorschein gekommen, die ich lange nicht mehr gehört hatte und die ich am liebsten sofort aufgelegt hätte, wenn ich nicht in Vorwegnahme solch zeitraubender Sentimentalitäten als erstes meine Anlage abgebaut und verpackt gehabt hätte. Das Einpacken hat auch so schon lange gedauert, hätte ich jedes alte Schätzchen liebevoll in rührender Sentimentalität aufgelegt, wäre ich niemals im Leben aus dieser Wohnung rausgekommen. Beim Einpacken einer dieser LPs dachte ich mir (mal wieder): "Meine Güte, DIE musst du unbedingt nach den Umzug digitalisieren". Das war die LP von The Honeymoon Killers, "Les Tueurs de la Lune de Miel".

Beim Einpacken der CDs fiel mir dann doch tatsächlich in die Hände: The Honeymoon Killers, "Les Tueuers de la Lune de Miel" + Zusatzsongs. Da war ich dann wirklich baff. Wann hatte ich die denn gekauft? Und was waren das für zusätzliche Stücke? Live! Hilfe, mein Gedächtnis lässt anscheinend in dem Maße nach, in dem meine Kaufwut seltene Musikschätze aus dem Internet an Land zieht. Eine CD konnte man beiseite legen, schnell mal für den MP3-Player kopieren und am nächsten Tag mit zu den Büchern packen.

Das war wirklich die CD der LP mit ein paar Stücken mehr. Es gibt die "National 7", "Rush", "Fonce à mort" und all die anderen Musikstücke, die ich früher so genial fand und -- sehr erstaunt -- immer noch wunderbar finde. Franko-belgischer New-Wave-Punk, das war großartig und ist es heute noch. Leider musste ich im Text zu der CD lesen, dass der Sänger offenbar kurz nach dieser einzigen LP der Band den Weg aller Sänger gegangen ist, die berühmt werden wollen, er ist bei einem tragischen Unfall verstorben. Das würde erklären, warum ich nie wieder etwas von den Honeymoon Killers gehört hatte.

Ich verstehe diese Texte heute leider nicht viel besser als früher, aber nachsehen, was "bajouiller" heißt, musste ich nicht mehr, das kannte ich noch von früher. Es gibt bei youtube ein Video der Honeymoon Killers, das sieht furchtbar aus. Das sieht aus, wie das schlimmste der 80er Jahre und der 70er dazu. Wenn man aber die Auge zumacht und nur hört, dann wird man feststellen, die sahen damals alle ziemlich scheiße aus, wussten es nicht und waren auch noch stolz darauf, die Musik war aber viel besser als fast alles, das heute aus dem Radio schleimt. Und das kann man dann in anderen Videos sehen und hören:




Die Live-Zusatzsongs machen mir Bauchschmerzen. Ich neige normalerweise nicht dazu, verschwundenen Gelegenheiten hinterherzutrauern, aber diese beide Live-Stücke hauen mich vollkommen von den Socken, so sehr, dass ich mich wirklich ärgere, früher zu jung gewesen zu sein, um zu einem der Livekonzerte der Honeymoonkillers gefahren zu sein. Ich hätte damals tatsächlich nicht hinfahren können, egal, wohin sie zu einem Konzert gekommen wären. Aber so wie sie klingen, hätte man sie sie unbedingt sehen müssen: Ein wenig wie Frank Zappa auf belgisch, wild frei und wütend, ich hätte niemals diese Musik als die Honeymoon Killers wiedererkannt. Die Live-Stücke klingen wie Free-Jazz-Punk, absolut großartig. Verpasste Gelegenheiten.

Für wenig Geld lässt sich aber dieser Schmerz, lassen sich diese zahlreichen verpassten Gelegenheiten etwas mildern, ein Stück weit wiederherholen:

The Honeymoon Killers, Les Tueurs de la Lue de Miel

Neu aufgelegt, mit Hörbeispielen, zum Nachhören und Nachfühlen, spontan aus meiner CD-Sammlung aufgetaucht
 

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