Montag, 14. April 2014

Steve Erikson, Malazan. Book of The Fallen

Und hier noch ein Buch, das ich gerade gelesen habe, genauer gesagt, ein paar Kilo Bücher:

Was soll man zu 10000 Seiten schreiben? Ich habe mich da durchgekämpft und muss es nun teilen. Es geht nicht anders! Es handelt sich bei der Reihe "Malazan. Book of The Fallen" um eine ganze Menge Bücher, zehn Stück, jedes um die 1000 Seiten lang. Es ist eine epische Fantasy-Saga mit allen Ingredienzien, die Fans von Fantasy erwarten.

Die Welt, in der die Geschichte spielt, ist nicht näher bestimmt, einige Kontinente, Meere mit zahlreichen Inseln, tropischen und arktischen Gewässern. Es gibt ewige Gebirgslandschaften, glühende Wüsten, Salzebenen, Steppen und Tundren, Sümpfe und Wälder. Bevölkert ist diese Welt mit allen möglichen Wesen, Menschen, jeder Form von Elfen, Riesen, so einer Art esoterischer Neandertaler, enormen Heeren von Untoten, Drachen, Zauberorks usw. Auf dieser Welt wandeln Götter und solche, die es werden wollen, Zauberer, Imperatoren, Heere mit ihren Heerführern, Hive-Echsenwesen und mystische Heroen. Getrieben werden alle von alten Geheimnissen, dem Streit der Götter, der Eroberungsgier der Imperatoren, dem Machtwillen böser Zauberer, teils aber auch ganz profan von Profitgier, wie bei normalen Bankmanagern und Politikern oder auch dem Schicksal. Der Autor zaubert hunderte von Charakteren herbei, die kämpfen, verhandeln, wandern, reisen, philosophieren, reden, diskutieren, migrieren, Abenteuer erleben.

Magie durchdringt diese Welt, gespeist von sogenannten “Warren”, das leo.org mit “Kaninchenbau” übersetzt, die aber anscheinend mit der Hauptwelt über Magie verbundene Welten sind, die Zauberer, Menschen und Götter anzapfen und für ihre Zaubereien in der normalen Welt benutzen können. Es gibt wunderhafte Städte mit ehrbaren Dieben, verschlagenen Kaufleuten und unglücklichen Politikern und uralten Gebäuden.

Seitenweise ergeht sich der Autor in der Beschreibung von Schlachten, hin- und herwogend, das unterschiedliche Schlachtenglück bis zum Ende unentschieden; wer wird wohl gewinnen?. Über epische Längen diskutieren die Figuren dieser Romane über das Wesen der Dinge, über Freundschaft, Treue. Was ist Ehre? Wozu ist das alles gut? Was wollen die Götter? Wer bin ich? Das ergreift den Leser! Wenn ein Szenario sich erschöpft hat, schickt Erikson seine Figuren auf Wanderschaft, während derer sie ohne Unterlass räsonieren, warum sie das denn tun.

Ein paar der Charaktere sind auch ausgesprochen interessant, so z.B. Whiskeyjack, ein heruntergekommener heldenhafter Heerführer, oder Kruppe, ein dampfplaudernder, zaubernder Dieb und Kaufmann. Oft schlägt aber auch die Erschaffung seiner Charaktere fehl. Und Erikson zaubert ständig neue Charaktere aus seinem Hut, Deus ex Machina. Da ihm die Namen ausgehen, scheint er sich allem bedient zu haben, was er jemals an fremden Sprachen gehört hat. So nennt er die Zwergtrolle, die im arktischen Eis einige seiner Helden überfallen “Jheck”, und einen Gott, den er spontan erfindet, heißt “D'riss”. Für englische Leser mag das irgendwie geheimnisvoll und mystisch klingen, mir, der ich im Rheinland aufgewachsen bin, kommt das ziemlich lächerlich vor: Jecken und Driss ...

Alle Helden sind besonders heroisch oder abgrundtief böse. Offenbar ist dem Autor aufgefallen, dass so etwas auf Dauer langweilig wird und er hat dann einige Figuren ambivalent konstruiert, sodass der Leser erst während der letzten 2000 Seiten merkt, dass es sich eigentlich um tragische Gestalten handelt und nicht um die unermesslich bösen Wichte, für die man sie zu anfang, während der ersten 8000 Seiten, hielt.

Der Autor erklärt seine Welt nicht, sondern überlässt es dem Leser, sich die Zusammenhänge selbst auszumalen. Das macht anfangs sehr neugierig und gespannt auf den Fortgang der Geschichte. Allerdings versteht man auch über lange Strecken nicht, was der Autor meint. Man hofft auf spätere Klärung. Die fällt dann aber oft leider aus, weil der Autor selber irgendwie den Faden verloren hat. Erst während der letzten 1000 Seiten läuft dann (fast) alles zusammen.

Es schadet dem Erlebnis der Geschichte nicht, wenn man mal für 10 Seiten die erweiterten Monologe einiger Helden überblättert und nach 1000 Seiten interessiert mich persönlich auch nicht mehr, wie welcher Held in welcher Schlacht genau sein Schwert geschwungen hat; die wurden dann auch überblättert. Da hätte der Autor eigentlich gleich drauf verzichten können, mit Gewinn für seine Erzählung.

Es ist alles übertrieben beladen in diesen Büchern. Die Helden sind extrem heldenhaft, die Bösen überaus böse, die Maiden so maidig, wie es irgend geht. Die zwiespältigen sind so überaus amibvalent, die gradlinigen, aufrecht wie Säulen. Landschaften sind alle überwältigend in ihren Charakteristika. Der Autor ist nicht in der Lage, diese ausufernde Geschichte irgendwie zu bändigen und verliert sich in endlosen Schlachtenbeschreibungen und Gefasel seiner Figuren. Dazu kommt, dass man diese 10000 Seiten nicht am Stück lesen kann und so die Rezeption zusätzlich ziemlich gestückelt ist. In Verbindung mit den losen Enden in der Geschichte ergibt das ein sehr unangenehmes Leseerlebnis.

Insgesamt sind diese Bücher nur etwas für echte Fantasy-Freaks. Vielleicht können sie auch Rollenspielern nützlich sein bei der Ausarbeitung der nächsten paar Jahre an Spieleabenden. Sie sind hingegen nicht so schlimm wie Stephen Kings “Dark Tower” Heptalogie und längst nicht so furchtbar wie die Serie “Wheel of Time” von Robert Jordan. Sie kommen allerdings in keinster Weise an die Romane Glen Cooks heran, “Black Company”. Man merkt, dass der Autor sich bemüht und das schlug auch nicht völlig fehl. Die Hälfte der Bücher hätte aber auch gereicht.

Bloß nicht kaufen, ausleihen reicht!

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