Samstag, 23. Oktober 2010
Nostalgisches Googlen
So was gibts. Man hört etwas und denkt sich, das käme einem doch bekannt vor, irgendwoher kenne ich das doch? Und bevor man sichs versieht, hat man mehrere Stunden vor dem Rechner zugebracht und lauter altes Zeug ausgegraben, das eigentlich direkt mit der Initialfrage gar nichts zu tun hatte. So kommt man beispielsweise von iranischen Asylanten in Deutschland, die ihre Heimat vermissen zu Zupfgeigenhansel und Theodor Kramer und dann weiter zu Bernies Autobahnband.
Ich weiß nicht mehr, wo ich das gelesen habe, aber angeblich hat Deutschland nur 50 der iranischen Asylsuchenden aufgenommen, die es geschafft haben, nach den Unruhen im Iran von dort zu flüchten. Das ist eine unglaubliche Bankrotterklärung dieses Landes. 50, wie erbärmlich! Man sollte allen, die es schaffen von dort zu entkommen, die Möglichkeit geben, hier in Deutschland zu bleiben, zumindest bis sich im Iran etwas ändert. Sie sollten hierbleiben können, um sich selbst etwas aufzubauen oder in ihrer Heimat etwas zu ändern. Man verlässt seine Heimat schließlich nicht so ohne weiteres.
Das hat mich dann dazu geführt, dass ich früher mal ein Lied von Zupfgeigenhansel gehört hatte, das - zumindest für mich - sehr eindrücklich die Schmerzen der Entscheidung beschreibt, ob man ein Exil der miserablen Heimat vorzieht. Das Original gibts wohl nicht im Netz sondern nur eine, recht akzeptable, nachgespielte Version, die man aber nicht einbetten kann, drum hier nur der Link:
Es ist, zugegeben, etwas pathetisch, aber mich beeindruckt es auch noch nach so vielen Jahren.
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Samstag, 9. Oktober 2010
Four Lions (mit Spoiler)
Der Film ist eine britische Komödie über islamistische Selbstmordattentäter. Das ist weniger grotesk, als es klingt und funktioniert mit typischem, rabenschwarzem, britischen Humor. Humor gegen Terror.
Ein Gruppe von erst 4, dann 5 und dann wieder 4 Moslems in Großbritannien versucht ein Attentat vorzubereiten. Das ist nicht leicht, man muss die Ausführung planen, das Material besorgen und lohnende Ziele finden. Dabei stehen sich die Mitglieder der Gruppe selbst ziemlich im Weg. Der britische Konvertit versucht sich als Chef aufzuspielen, nur um von dem wirklichen Mastermind immer wieder in seine Schranken verwiesen zu werden, was der Konvertit ihm am Ende versucht heimzuzahlen. Die zwei bis drei anderen Mitglieder der Terrorgruppe sind dagegen stumpfe Mitläufer, deren Intelligenz von grenzdebil bis einfach nur dumm reicht. Die Motivation für die Attentate wird nicht ganz klar, deutlich ist nur, dass sie irgendetwas in die Luft jagen müssen.
"We gonna blow something up, bro!"
"And what?"
"... internet?"
"Wha'?"
Montag, 27. September 2010
Manu Dibango et Le Soul Makossa Gang, Greg Burk and Rakalam Bob Moses
Was es nicht alles gibt! Z.B. gibt es ein
"European Jazz Jamboree Berlin. Berlin meets Africa and the world's most famous drummers".
Das klingt, als wäre es eine perfekte Mischung: Afrikanische Musik und Schlagzeuger, der Welt beste. Heute abend waren folgende dran:
- Greg Burk and Rakalam Bob Moses
- Manu Dibango et Le Soul Makossa Gang
Aufmerksam geworden auf das Konzert bin ich nur wegen Manu Dibango. Aber als ich vor dem Konzert meine Eintrittskarte suchte, viel mir dann ein, woher ich den ersten Namen kannte. Anfang der achziger Jahre besaß ich eine fantastische LP: Bob Moses, When Elefants Dream of Music. Bob Moses hatte sich seitdem offenbar noch einen Namen zugelegt: "Rakalam". Dieser Musiker ist mit Sicherheit einer der weltbesten Schlagzeuger, das war also nicht zu viel versprochen.Was soll man dazu sagen? Zufälligerweise habe ich eine Karte für ein Konzert mit zwei meiner Lieblingsmusiker aus der ersten Hälfte der 80er Jahre gekauft!
Wer aber auf die Idee kam, beide direkt nacheinander auftreten zu lassen und das Ganze dann noch "African Dance Night" zu nennen, ist allerdings mit dem Klammerbeutel gepudert gewesen.
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Donnerstag, 2. September 2010
Gold! Gold! Überall Gold!
Irgendwo im Süden Neuköllns muss ein riesiger Topf Gold liegen.
Was es da wohl gibt, vielleicht Regenbogenschüsselchen?
Was es da wohl gibt, vielleicht Regenbogenschüsselchen?
Wie schön, dass weder Buschkowski noch dessen Kumpel Sarrazin davon wissen.
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Sonntag, 11. Juli 2010
Laurie Anderson, Homeland
Es kommt mir vor, als kenne ich Laurie Anderson schon mein ganzes Leben lang. Gut, jetzt vielleicht nicht wirklich mein gesamtes Leben. Ich glaube, zum ersten mal habe ich von ihr gehört als sie ihren meines Wissens nach einzigen Hit mit der LP Mister Heartbreak gelandet hatte. Das ist schon ca. 30 Jahren her. Und natürlich kenne ich die Frau Laurie Anderson überhaupt nicht, aber über ihre Musik, ihre LPs, CDs, Konzerte und Interviews habe ich doch das Gefühl, ich kennte ein wenig die Person Laurie Anderson.
Die Art ihres nicht-Gesangs, des erzählenden Singens und das komische Instrument - die elektronische Geige - haben mich schon immer äußerst faziniert. Sie erzählt immer Geschichten, the ugly one with the jewels. Diese Geschichten sind manchmal absurd, oft haben sie aber auch einen belehrenden Unterton: Seht her, wie komisch, wie grotesk wir sind. Wegen ihr habe ich Mobi Dick im Original gelesen.
Ich habe tatsächlich mit Laurie Anderson Englisch gelernt, das war etwas, wofür sich das Blättern im Lexikon lohnte. You can be silent in four different languages. Ich war schon immer gefesselt von ihrer Stimme. Das leicht dunkle Timbre passt sehr gut zu ihrer Art und Weise zu erzählen. Ihre Erzählungen sind sehr intensiv, sie ist eine großartige Erzählerin.
Gedichte und Geschichten, die ich als belehrend empfinde, sind mir normalerweise zuwider. Bei Laurie Andersons ist das anders. Sie fällt bei mir in eine ähnliche Kategorie wie Ray Bradbury. Das ist der einzige, dessen Kurzgeschichten ich noch mit Begeisterung lese. Die meisten anderen sind mir zu banal oder zu kurz. Laurie Andersons Geschichten über die Vögel vor der Erschaffung der Welt sind dagegen weder kitschig noch banal sondern überaus poetisch. Und Laurie Anderson ist es früher schon gelungen, mir völlig ungedachte Gedanken in den Kopf zu setzen. Do all oceans have walls?
Homeland ist eine großartige CD von poetischer Kraft. Sie erschließt sich nicht beim ersten Hören, noch nicht einmal beim dritten. Das verspricht aber sehr viel Vergnügen beim weiteren Erforschen der CD. Die beiliegende DVD mit der "Story of the lark" hebe ich mir für schlechte Zeiten auf.
Ich habe das Gefühl, ich kenne Laurie Anderson schon seit ewigen Zeiten. Und jedes mal, wenn ich eine neue CD von ihr finde, ist es, als käme eine alte Bekannte zu Besuch. Bei Kaffee und Kuchen und Wein erzählt sie mir dann an einem Nachmittag, was alles neues sie gesehen und erlebt hat. Und ich freue mich.
Ich wünsche Laurie Anderson noch ein langes Leben und mir noch viele solche Besuche.
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